Universität

Philipp Melanchthon wirkte über 40 Jahre an der Universität in Wittenberg. Die aus dieser Zeit stammenden Bildungsreformen machen ihn zur zentralen Gestalt im deutschen Universitätswesen. Dem humanistischen Ideal folgend forderte Melanchthon eine universelle Bildung: Zu den sieben traditionellen Studienfächern Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik sollte das Studium der alten Sprachen, Geschichte und Poesie hinzukommen. Als Professor befaßte er sich neben Griechisch und Hebräisch auch erfolgreich mit Theologie, Rhetorik, Geschichte und den Naturwissenschaften. Seine Weltgeschichte "Chronicon Carionis" hat das Geschichtsbild vieler Generationen geprägt. Als Astronom setzte sich Melanchthon mit Kopernikus auseinander. Er ließ dessen gerade bekanntgewordenes heliozentrisches Weltbild lediglich als Hypothese gelten, übernahm aber seine astronomischen Berechnungen und Beobachtungen für sein Lehrbuch der Physik. Melanchthon war an der Wittenberger Universitätsreform maßgeblich beteiligt. Seine Wittenberger Statuten dienten vielen alten und neugegründeten Universitäten als Organisationshilfe. Selbst der dänische König Christian III. veranlaßte, daß die Universität Kopenhagen nach Melanchthons Vorstellungen neu organisiert wurde. Bei seinen Reformen lag Melanchthon vor allem die Betreuung der Studienanfänger am Herzen: Die jungen Studenten sollten von Tutoren in ihrem Studium begleitet werden. Ein Leben lang betreute er persönlich Schüler, die zusammen mit seiner Familie in seinem Haus wohnten und die er auf das Studium an der Universität vorbereitete.



Philipp Melanchthon
Chronica Carionis. Vom Anfang der Welt bis Kaiser Karl V.
Wittenberg: Hans Krafft, 1573

Der Berliner Hofastrologe Johann Carion (1499—1538), ein Tübinger Kommilitone Melanchthons, schickte ihm 1531 das Rohmanuskript einer deutschen Chronik. Melanchthon überarbeitete es und ließ es 1532 drucken. Ab 1555 hielt Melanchthon an der Wittenberger Universität Vorlesungen über Weltgeschichte. Das hieraus erwachsene umfangreiche und oft aufgelegte Werk ist etwas völlig anderes, aber Melanchthon ließ ihm den Namen des längst verstorbenen Carion.



Philipp Melanchthon
Chronica Carionis. Vom Anfang der Welt bis Kaiser Karl V.
Wittenberg: Hans Krafft, 1573

Der Holzschnitt aus der Cranach-Werkstatt zeigt den gealterten Melanchthon, links Cranachs Künstlersignatur, die geflügelte Schlange und Jahreszahl, rechts Melanchthons Wappen.






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