Internationaler Melanchthonpreis der Stadt Bretten
Dieser Preis ist mit 7.500 Euro dotiert und wird alle drei Jahre ausgeschrieben. Preiswürdig ist ein im Druck erschienenes Werk, das in hervorragender Weise dazu beiträgt, die Kenntnis über Melanchthons Leben und Werk oder die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen, das Umfeld und die Folgen seines Wirkens zu vertiefen.
Über die Zuerkennung des Preises entscheidet der Gemeinderat mindestens einen Monat vor der Preisverleihung. Entscheidungsgrundlage hierfür ist ein begründeter Vorschlag einer internationalen Kommission, die aus mindestens sechs namhaften Vertretern besteht. Die Verleihung des Preises findet in der Gedächtnishalle des Melanchthonhauses Bretten statt.
Aktueller Preisträger
Der Gemeinderat der Stadt Bretten folgte damit der Empfehlung der Findungskommission, die seine wissenschaftliche Arbeit über die Entwicklung der abendländischen Geschichtsschreibung auf Grundlage von Philipp Melanchthons Universalgeschichte, des „Chronicon Carionis“ von 1532, für preiswürdig erachtet hat. Mark A. Lotito erhielt den mit 7.500 Euro dotierten Preis am 17. Februar 2024 von Brettens Oberbürgermeister Martin Wolff im Melanchthonhaus Bretten.
Die Veröffentlichung „The Reformation of Historical Thought“ (Die Reformation des historischen Denkens) legt dar, wie Melanchthons Schrift mit der mittelalterlichen päpstlichen Geschichtsschreibung bricht. Sie schildert eine vom reformatorischen Denken geprägte „Wittenberger“ Perspektive auf die Welt. Diese bildet die Basis für eine „moderne“ europäische Weltsicht. Durch die Popularität, die der Band von Melanchthon durch seine umfassende Verbreitung erlangte, gewann die Chronik eine immense Bedeutung, die weit über die Grenzen der Bereiche von Sprache, Geografie und Glaubensrichtung hinausgeht.
Nach den Erkenntnissen des Preisträgers wurde die Wittenberger Reformation des historischen Denkens durch die Carionische Chronik des Reformators und Universalgelehrten Philipp Melanchthon zu einem wesentlichen Bestandteil der europäischen Geisteskultur in den darauffolgenden Jahrhunderten.
- Satzung über die Stiftung und Verleihung des „Internationalen Melanchthonpreises der Stadt Bretten“
Präambel
Im Bewusstsein der Verantwortung für das geistige Erbe ihres großen Sohnes hat der Gemeinderat der Stadt Bretten durch Satzung vom 15. Dezember 1986 den „Melanchthonpreis der Stadt Bretten“ gestiftet. Der Preis ist mit 15.000,00 DM dotiert und wird alle drei Jahre verliehen. Erstmals wurde der Preis am 5. März 1988 verliehen.
Nach Artikel 4 der Satzung zur Anpassung örtlicher Satzungen an den EURO vom 10. Juli 2001 ist der Melanchthonpreis ab 1. Januar 2002 mit 7.500,00 EURO dotiert.
Der Melanchthonpreis hat aufgrund der gewachsenen internationalen Forschung ein hohes Ansehen gewonnen. Diese Internationalität soll im Preis selbst sichtbar werden.
Aufgrund von § 4 der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg hat der Gemeinderat der Stadt Bretten am 15. März 2005 folgende
Satzung über die Stiftung und Verleihung des „Internationalen Melanchthonpreises der Stadt Bretten“
beschlossen.
§ 1
Im Bewusstsein der Verantwortung für das geistige Erbe ihres großen Sohnes stiftet die Große Kreisstadt Bretten den „Internationalen Melanchthonpreis der Stadt Bretten“
§ 2
Preiswürdig ist ein im Druck erschienenes Werk, das in hervorragender Weise dazu beiträgt, die Kenntnis über Melanchthons Leben und Werk oder die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen, das Umfeld und die Folgen seines Wirkens zu vertiefen.
§ 3
Der „Internationale Melanchthonpreis“ ist mit 7.500,00 EURO dotiert und wird alle drei Jahre verliehen. Er ist als offener Preis auszuschreiben.
Der feierliche Akt, bei dem der Preisträger eine Rede über ein Thema aus seinem wissenschaftlichen Arbeitsgebiet hält, findet in der Regel um die Zeit von Melanchthons Geburtstag (16. Februar) in Bretten statt.
§ 4
Über die Zuerkennung des Preises entscheidet der Gemeinderat mindestens einen Monat vor der Preisverleihung.
Entscheidungsgrundlage ist ein ausführlich begründeter Vorschlag einer internationalen Kommission, die aus mindestens 6 namhaften Vertretern besteht. Zu ihr gehören:
- Europäische Ökumene-Institute
- wissenschaftliche Vertreter der Institutionen für Reformationsgeschichte
- je ein Vertreter der beiden großen badischen Kirchen
- ein Vertreter des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg
- der wissenschaftliche Leiter des Melanchthonhauses Bretten.
Die Kommission, die auf Einladung des Oberbürgermeisters der Stadt Bretten in Bretten zusammentritt, unterbreitet ihren Vorschlag mindestens 6 Monate vor der Preisverleihung.
Zu dem Vorschlag der internationalen Kommission ist der Melanchthonverein Bretten zu hören.
§ 5
Die Begründung der Preisverleihung wird in dem öffentlichen Festakt als „Laudatio“ verlesen und danach mit der Festrede des Preisträgers als Broschüre gedruckt.
§ 6
Diese Satzung tritt am Tage nach ihrer Bekanntmachung in Kraft. Zum gleichen Zeit-punkt tritt die bisherige Satzung vom 15. Dezember 1986 über die Stiftung und Verleihung des „Melanchthonpreises der Stadt Bretten“ mit ihren Änderungen außer Kraft.
Hinweis:
Eine etwaige Verletzung von Verfahrens- oder Formvorschriften der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg (GemO) oder aufgrund der GemO beim Zustandekommen dieser Satzung wird nach § 4 IV GemO unbeachtlich, wenn sie nicht schriftlich innerhalb eines Jahres seit der Bekanntmachung dieser Satzung gegenüber der Stadt geltend gemacht worden ist; der Sachverhalt, der diese Verletzung begründen soll, ist zu bezeichnen. Dies gilt nicht, wenn die Vorschriften über die Öffentlichkeit der Sitzung, die Genehmigung oder die Bekanntmachung der Satzung verletzt worden sind.
Ausgefertigt:
Bretten, den 15. März 2005
Paul Metzger
Oberbürgermeister
- Melanchthonpreisträger/innen seit 1988
2024: PhD Mark A. Lotito für seine Veröffentlichung „The Reformation of Historical Thought“ (Die Reformation des historischen Denkens).
2021: Dr. Tobias Jammerthal für seine Promotionsschrift: „Philipp Melanchthons Abendmahlstheologie im Spiegel seiner Bibelauslegung 1520-1548“.
2018: Dr. Helmut Claus für seine vierbändige „Melanchthon-Bibliographie 1510 – 1560“.
2015: Dr. Christine Absmeier für ihre Dissertation: „Das schlesische Schulwesen im Jahrhundert der Reformation. Ständische Bildungsreformen im Geiste Melanchthons“.
2012: Dr. Thorsten Fuchs für seine Dissertation: „Philipp Melanchthon als neulateinischer Dichter in der Zeit der Reformation“.
2009: Dr. Nicole Kuropka für ihre Veröffentlichung „Philipp Melanchthon: Wissenschaft und Gesellschaft. Ein Gelehrter im Dienst der Kirche (1526 – 1532)“.
2006: Dr. Volkhard Wels für seine Veröffentlichung „Philipp Melanchthon.Elementa rhetorices. Grundbegriffe der Rhetorik“.
2003: Dr. Beat Rudolf Jenny für die Fortführung der Edition der „Amerbach Korrespondenz“.
2000: Prof. Dr. Timothy Wengert für seine Veröffentlichung: „Menschliche Freiheit und christliche Gerechtigkeit“ (Human Freedom and Christian Righteousness), die sich Philipp Melanchthon und dessen exegetischem Disput mit Erasmus von Rotterdam widmet.
1997: Dr. Dr. Heinz Scheible für seine Veröffentlichung „Melanchthon und die Reformation: Forschungsbeiträge“.
1994: Prof. Dr. Cornelis Augustijn für seine Veröffentlichung „Erasmus von Rotterdam: Leben – Werk – Wirkung“.
1991: Prof. Dr. Günther Wartenberg für seine Veröffentlichung „Landesherrschaft und Reformation: Moritz von Sachsen und die albertinische Kirchenpolitik“.
1988: Prof. Dr. Siegfried Wiedenhofer für seine Veröffentlichung „Formalstrukturen humanistischer und reformatorischer Theologie bei Philipp Melanchthon“.