27.09.2010

Der erste „Melanchthonweg“ führte von Bretten nach Pforzheim


Rund 90 Teilnehmer machten sich auf den ersten „Melanchthonweg“ von Bretten nach Pforzheim. Die von der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten in Zusammenarbeit mit der Evang. Akademie Baden, der Evang. Erwachsenenbildung und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Gemeinden in Pforzheim ausgerichtete Veranstaltung verband das Erleben von Geschichte und der heimatlichen Umgebung. Die Wanderer, die nicht nur aus Bretten und Pforzheim, sondern zum Teil auch aus Reutlingen und Mannheim stammten, genossen die  Gemeinschaft im Gespräch und die Besinnung auf das geistliche Fundament der Reformation.
Die Route folgte gleichsam der ersten Etappe des Lebens- und Bildungsweges von Philipp Melanchthon. Er führte im Jahr 1508 den jungen Philipp aus der kurpfälzischen Heimatstadt Bretten in das badische Pforzheim. Er lebte dort im Haus der Schwester Reuchlins und besuchte die damals berühmte Lateinschule. Dabei geriet der begabte Junge auch in den Einflussbereich seines berühmten Verwandten Johannes Reuchlin, des großen Humanisten. Reuchlin  bestimmte seinen Weg bis zu seiner Berufung nach Wittenberg als Professor für griechische Sprache entscheidend mit.
Start der außergewöhnlichen Exkursion war das Melanchthonhaus in Bretten, wo Pfarrer Dr. Martin Schneider im Namen der Veranstalter und Oberbürgermeister Martin Wolff im Namen der Melanchthonstadt Bretten die Teilnehmer begrüßten. Viele von ihnen stammten aus dem kirchlichen Umfeld, waren Mitglieder des Schwarzwaldvereins Bretten oder auch einfach nur Melanchthon-Freunde. Pfarrer Wolfgang Max gab eine kurze Einführung und  Kantorin Annegret Max stimmte Lieder an. Dann machte man sich – leider bei strömendem Regen – auf den Weg zur ersten Zwischenstation, nach Nußbaum. Am Ortseingang begrüßte Neulingens Bürgermeister Schmid die Wandergruppe. In der dortigen evangelischen Kirche erläuterte Pfarrer Wolfgang Max die Bedeutung biblischer Worte im Sinne Melanchthons. In Göbrichen dann begrüßte Dekan Ebert die wanderfreudigen Melanchthon-Anhänger. Pfarrer Reinhard Ehmann gab eine Einführung ins Gebet mit auf den weiteren Weg in Richtung Goldstadt. Unterwegs im Katharinentaler Hof machten die Fußgänger eine kurze Rast und nahmen dies zum Anlass, an die Schöpfungslehre Melanchthons zu erinnern.
Dann erreichte die Gruppe die Pforzheimer Stadtgrenze, wo der dortige katholische Dekan Ihle die Gruppe empfing und sich dem Zug anschloss. Es ging weiter zur Schlosskirche, wo Pforzheims Oberbürgermeister Gert Hager bereits wartete. Hier sind die Gräber, der für die Geschichte der Reformation in Baden bedeutsamen Markgrafen Karl und Georg Friedrich sowie des Kanzlers Martin Achtsnyt. Der Kirche angegliedert ist das Reuchlin-Museum. Dort befand sich auch die bedeutende Bibliothek des Humanisten, die eigentlich einmal Melanchthon zugedacht war. Pfarrer Bruno Dörzbacher nahm die Gruppe zum Gottesdienst in Empfang, der vom evangelischen Singkreis Mühlhausen unter Leitung von Kantor Bürck mitgestaltet wurde. Die Dialogpredigt zum Thema „Zum wechselseitigen Gespräch geboren“ hielten der evangelische Pfarrer Theodor Leonhard und sein katholischer Kollege Georg Lichtenberger – ganz im Sinne Melanchthons – gemeinsam.
Der gemeinsame „Melanchthonweg“ wurde für alle Mitwanderer - trotz des misslichen Wetters - zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Dr. Martin Schneider selbst beurteilte sein Unternehmen, das von Gesprächen, aber auch Schweigen bestimmt war, als „anstrengend schön“. Vielleicht wird der „Melanchthonweg“ eine Neuauflage erfahren oder auch auf Dauer Wanderer und Pilger auf die Spuren Melanchthons bringen.


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