10.08.2016

2017 bringt für Bretten den 1250. Stadtgeburtstag und das Reformationsjubiläum


 

Eine Entscheidung zwischen Hundle und Melanchthon ist nicht nötig

Für OB Wolf hat neben Stadtjubiläum auch Reformationsgedenken Wichtigkeit/ EMA federführend auf internationaler Reformationsplattform REFO 500

Melanchthon oder Hundle? Reformationsjubiläum oder 1250. Stadtgeburtstag? – Das bevorstehende Jahr 2017 verlangt nicht wirklich eine Entscheidung. Die Stadt Bretten startet in ein ereignisreiches Geburtstagsjahr, das schon an Neujahr mit einem grandiosen Feuerwerk beginnt. Und das Reformationsjubiläum, zu dem Philipp Melanchthon als Weggefährte Martin Luthers selbstverständlich dazugehört, hat im Melanchthonhaus genau genommen schon begonnen. Bis zum 11. Dezember ist dort nämlich die viel beachtete Ausstellung „Reformatoren im Bildnis. Verschlüsselte Botschaften“ zu sehen, die die Darstellungsformen der Akteure des Glaubenskampfes im gesamten deutschsprachigen Raum  erstmals untersucht.

„Die Reformation ist ein gesamteuropäisches Phänomen“ beteuert Prof. Dr. Frank, Direktor der Europäischen Melanchthon-Akademie (EMA) und Kustos des Melanchthonhauses immer wieder. Deshalb war es für ihn sinnvoll, mit dieser Sonderausstellung, die durch die Unterstützung des Bundes, der Landesstiftung Baden-Württemberg, der Stadt Bretten und des Melanchthonvereins in dieser Form nur möglich ist, das Reformationsjubiläum in der Melanchthonstadt frühzeitig einzuläuten. Damit kam er den 75 Luther-Ausstellungen, die im kommenden Jahr geplant sind, zuvor. Reformationsgedenken ist gleich Luther-Gedenken – diese Deutung lässt Frank ohnehin nicht zu. Die Reformation hat für ihn viele Repräsentanten, neben Melanchthon auch Zwingli und Calvin als die Bekanntesten, aber auch Johannes Brenz, Martin Bucer oder Johannes Budenhagen. Sie wirkten an verschiedenen Orten und teilweise mit zeitlicher Verzögerung.

Dieser Sicht der Reformation wird eine Internet-Plattform gerecht, die zwar die 500 im Namen trägt, aber das Gedenken bereits seit vier Jahre vorbereitet und über das Jahr 2017 hinaus pflegen wird: Refo 500(www.refo500.de). Die Europäische Melanchthon-Akademie Bretten ist das deutschsprachige Zentrum des Zusammenschlusses, wo sich eine Mitarbeiterin eigens um die Vernetzung der beteiligten Aktionszentren und Einrichtungen kümmert. Nicht nur in Luthers Wittenberg, auch in anderen Orten in ganz Europa, sogar in Afrika, Indien oder Nordamerika lassen sich Partner finden, die Bezüge zur Reformationsbewegung aufweisen. Da gehören Institutionen in Südkorea – weshalb es nun auch eine koreanische Fassung der Seite gibt – ebenso dazu wie katholische Einrichtungen. Denn, so Prof. Dr. Günter Frank, die katholische Kirche leide nicht nur unter der Trennung der christlichen Kirchen, sie wirkte vielmehr als Katalysator für eine längst notwendige Reform, die heute in einem ökumenischen Bewusstsein münde.

Die Internetseite, das macht der Blick auf den Auftritt deutlich, dient in erster Linie dem Informationsaustausch. Man findet unter den Ausstellungshinweisen einen Verweis auf die Brettener Ausstellung „Reformatoren im Bildnis“ wie auch einen Bericht über einen geplanten Fernsehfilm über Katharina von Bora, die Ehefrau Luthers. Aber auch für Forscher lohnt sich der Aufruf der Seite. Sie unterhalten ein eigenes Forum, wo anspruchsvolle wissenschaftliche Projekte vorgestellt werden. Auf diese Weise können unkompliziert Partner in der ganzen Welt gefunden werden. Auch die European Academy of Religion soll durch diesen Kreis auf den Weg gebracht werden. Ebenso finden Kunsthistoriker in einer eigenen Unter-Abteilung zusammen. Ihr Ziel ist es, ein virtuelles Museum der Reformation zusammenzustellen.

Auch die Veranstaltungen und die Ausstellung mit Melanchthon-Kuriositäten aus dem 19. Jahrhundert, welche die EMA Bretten im Reformationsjubiläumsjahr 2017 in der Melanchthonstadt anbietet, werden - neben den üblichen Kanälen –über Refo 500 publiziert. Sie sind ganz selbstverständlich Teil des 1250. Stadtgeburtstages in Bretten. „Für uns hat das Reformationsjubiläum eine Wichtigkeit“, versichert Brettens Oberbürgermeister Martin Wolf, dem beide Ereignisse am Herzen liegen. “Wir werden das Reformationsjubiläum aktiv begleiten“.

So wird im kommenden Jahr der eine oder andere Besucher, der wegen der Stadtfeierlichkeiten gekommen ist, vielleicht Melanchthon für sich entdecken. Und umgekehrt: Reisende auf den Spuren der Reformation lernen jenes Hundle kennen, das die Brettener einst rettete. Was soll also die Frage: Melanchthon oder Hundle?

 


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