Die Aufgaben der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten

Die Aufgabe der Europäischen Melanchthon-Akademie ist die historisch-kritische Forschung zu allen auf die universale Dimension des Humanisten und Reformators Philipp Melanchthon bezogenen Disziplinen. Dazu gehören neben der Reformations- und Religionsgeschichte auch die Frühneuzeitforschung, Politik, Ethik, Bildungsgeschichte sowie der interkonfessionelle und interreligiöse Dialog. Die Ausrichtung der wissenschaftlichen Arbeit an der Europäischen Melanchthon-Akademie schlägt den Bogen zur Gegenwart, indem die intellektuellen und kulturellen Inhalte der frühen Neuzeit und ihre vielfältigen zeitgemäßen Bezüge aufgeführt werden.

Als zentrale, die kulturelle Identität Europas beleuchtende Themenbereiche stellte das Gründungskomitee vor allem die Konfliktanalyse sowie Konfliktprävention in der europäischen Tradition heraus, namentlich die Konfessionalismen, die Ökumene und den interreligiösen Dialog. Berücksicht werden sollen ferner die naturrechtliche Tradition der Ethik wie auch die europäischen Diskurse vor der Nationalstaatsbildung und ihr Beitrag für das "Haus Europa".

Neben der historischen und systematischen Grundlagenforschung sollen Stipendien- und Symposienprogramme, Bildungsangebote sowie europäische Begegnungen zu den Aufgaben der Akademie gehören.

Das Melanchthonhaus Bretten eignet sich für eine solche nichtkirchliche Europäische Melanchthon-Akademie zum einen, weil es eine umfassende Sammlung an Quellen und Sekundärliteratur zu Melanchthon besitzt. Zum anderen ist die Einrichtung bereits durch die wissenschaftliche Arbeit, die hier durchgeführt und international koordiniert wird, ein führender Partner zwischen den herausragenden Institutionen zur Ökumene und Frühneuzeitforschung.

Der Bedarf einer solchen Europäischen Melanchthon-Akademie steht aus wissenschaftlicher Sicht außer Frage. Die jüngste Forschung belegt immer wieder, dass eine angemessene Würdigung Philipp Melanchthons erst aus einer gesamteuropäischen Perspektive möglich ist. Der Humanist und Reformator, der als Erneuerer von Bildung und Religion — fast im Sinne einer internationalen Vernetzung - einen historischen Rang hat, erweist sich als Vermittlungstheologe mit überkonfessionellem Anliegen. Er hat nicht zuletzt durch seine umfangreiche Korrespondenz auf die Bereiche von Kirche, Politik und Bildung gewirkt und die Idee vom "Haus Europa" gemeinsam mit anderen Humanisten des 16. Jahrhunderts vertreten, das die mittelalterliche Völkerkategorie des "orbis christianus" ablöste. Er war darüber hinaus allen Wissenschaftstraditionen seiner Zeit verbunden und hat sie maßgeblich mitgeprägt.

Zu den Teilnehmern des Gründungskomitees der Europäischen Akademie zur Melanchthonforschung gehörten: Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann (Institut für Philosophie FU Berlin), Prof. Dr. Theo Dieter (Institut für Ökumenische Forschung, Strasbourg), Prof. Dr. Wolfgang Thönissen (Johann —Adam-Möller-Institut für Ökumenik, Paderborn), Prof. Dr. Branko Bosnjakovic (Economic Commission for Europe, UNO Genf, Universität Rijeka), Prof. Dr. Michael Plathow (Evangelischer Bund, Konfessionskundliches Institut, Bensheim), Kirchenrat Martin Peiffer (Beauftragter der evangelischen Landeskirche bei Landtag und Landesregierung Stuttgart), Dr. Günter Stegmaier (Direktor der Landesbildstelle Baden), der Oberbürgermeister der Stadt Bretten Paul Metzger, Franz Wieser (MdL), Peter Wintruff (MdL) und Dr. Günter Frank (Kustos des Melanchthonhauses Bretten, FU Berlin).



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